2017 ist für Nordrhein-Westfalen ein „Superwahljahr“. Neben den Landtagswahlen in NRW findet im September auch die Bundestagswahl statt. Wir leben in einem Land, in dem jeder Bürger ab 18 Jahren das Recht hat, wählen zu gehen. Dies ist ein großes Privileg und keinesfalls selbstverständlich. Das Wahlrecht gibt jedem einzelnen von uns die Möglichkeit, mitzubestimmen, welche politischen Ziele umgesetzt werden.

Ich erinnere mich noch gut an meine erste Bundestagswahl. Der Stimmzettel hat mich irgendwie an die Speisekarte in einem Restaurant erinnert. Soviel Auswahl – aber wie soll ich mich entscheiden? Vor der Wahl war ich ziemlich eingeschüchtert. Schließlich ist eine Bundestagswahl etwas anderes als ein Essen in einem Restaurant auszusuchen.

Wählen an sich ist eigentlich ganz einfach: Man muss nur zwei Kreuze machen. Aber diese zwei Kreuze haben weitreichende Folgen. Sie sind mitentscheidend dafür, wer künftig die politischen Entscheidungen trifft. Wählen ist also eine große Verantwortung. Aber bin ich wirklich dazu in der Lage, diese Verantwortung zu tragen? Im Vorfeld zur Wahl bin ich verschiedene Optionen für mich durchgegangen.

 

  • Option 1: Ich könnte nicht zur Wahl gehen.

Wenn ich nicht wählen gehe, überlasse ich es anderen, für mich zu entscheiden. Aber will ich das wirklich? Ich treffe ja auch sonst die meisten Entscheidungen selber. Ich entscheide, was ich anziehe, welche Schule ich besuche, welchen Beruf ich ausüben möchte, wie ich meine Freizeit gestalte. Die Entscheidungen, die in der Politik getroffen werden, beeinflussen so viele Bereiche meines Lebens. Kann ich da wirklich anderen die Wahl überlassen? Oft hört man: Warum soll ich wählen gehen – es ändert sich ja doch nichts. Aber wenn ich nicht wähle, habe ich ja noch nicht mal versucht, etwas zu verändern.  Darüber hinaus ist es ein großes Privileg, dass wir in einer Demokratie leben und wählen gehen dürfen, dafür haben viele unserer Vorfahren gekämpft. In vielen anderen Ländern der Erde ist das nicht selbstverständlich.  Mein Wahlrecht ist mein Recht auf politische Mitbestimmung und mitbestimmen möchte ich in jedem Fall. Option 1 schied also für mich aus.

 

  • Option 2: Einfach wählen

Ich könnte zur Wahl gehen und einfach meine Kreuze machen. Dann habe ich die Verantwortung übernommen und mitbestimmt. Aber mache ich es mir damit nicht zu einfach? Eine Wahl ist ja schließlich kein Lottospiel. Ich wähle willkürlich aus und hoffe, dass die dann alles richtig machen? So mache ich das sonst ja auch nicht. Ich gehe ja auch nicht einkaufen und nehme einfach irgendwas. Oder lerne den erstbesten Beruf, der mir einfällt und setze darauf, dass dieser Beruf dann zu mir passt. Ich mache mir ja schon immer Gedanken, bevor ich mich für etwas entscheide. Option 2 war also auch nicht die Lösung.

 

  • Blieb noch Option 3: Informationen sammeln, vergleichen und entscheiden, welche Partei am besten zu mir passt!

Diese Option erforderte natürlich ein wenig Zeit und Arbeit. Aber wenn es um meine Zukunft geht, sollte mir das doch ein bisschen Mühe wert sein. Sich zu informieren, war gar nicht so schwierig: Alle Parteien haben ein Grundsatzprogramm. In diesem beschreiben die Parteien, welche Wertvorstellungen sie haben, wie sie sich die Gesellschaft vorstellen und welche Ziele sie in Bezug auf verschiedene Themen (Bildung, Wirtschaft, Arbeit,…) verfolgen und wie sie diese umsetzen wollen. Also musste ich nur noch schauen, wo es Gemeinsamkeiten mit meinen eigenen Werten und Positionen gibt. Vielleicht gibt es keine hundertprozentige Übereinstimmung mit einer bestimmten Partei, aber es ist möglich, eine Partei zu finden, mit deren Ansichten man gut mitgehen kann. Natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, sich zu informieren, als nur das Wahlprogramm der Parteien zu lesen. Ich könnte z.B. den Wahl-O-Mat nutzen. Der Wahl-O-Mat ist ein Programm, bei dem man anhand von verschiedenen Thesen herausfinden könnt, welche Partei zu einem passt. Und das macht sogar Spaß.

In vielen Orten gibt es Veranstaltungen, wie Gesprächsrunden oder Podiumsdiskussionen, bei denen man sich mit Abgeordneten oder Kandidierenden zu ihren Themen austauschen kann. Viele Kandidaten und Kandidatinnen sind auch dazu bereit, Jugendgruppen zu besuchen und Fragen zu beantworten, die Kindern und Jugendlichen wichtig sind. Ich gebe zu, vor meiner ersten Wahl habe ich das nicht getan. Verschiedene Veranstaltungen mit Politikern und Politikerinnen, die ich inzwischen besuchen durfte, haben mir gezeigt, dass die Meinung der Jugendverbände und somit die Meinung von Kindern und Jugendlichen durchaus gehört wird und es in jedem Fall gut und wichtig ist, miteinander ins Gespräch zu kommen. Für mich fühlt es sich gut an, mir vorher klar zu machen, was ich wählen will und warum. Wählen macht Spaß und ich nutze mein Grundrecht auf demokratische Mitbestimmung. Option 3  ist definitiv meine Option!

 

Ich kann nur jeden von euch dazu ermutigen, euer Wahlrecht und somit euer Recht auf Mitbestimmung zu nutzen. Denn nur wer wählt, kann etwas verändern. Und Nichtwählen stärkt die Falschen – immer!

Steffi Laskowski

Diözesanleiterin der Kolpingjugend DV Aachen

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1 Kommentar

Bundestagswahl 2017 - Und wen wählst du? - Kolpingjugend DV Aachen · 20. September 2017 um 10:50

[…] Warum wählen überhaupt wichtig ist? Das erklären wir hier. […]

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