Rumänien- eine Reise wert!
Veröffentlicht von Jasmin Könes am
Im Juli machte sich eine kleine Reisegruppe aus Kolpinger*innen auf nach Rumänien und erlebten eine wundervolle Zeit. Martin Sturm hat die Reise in einem Tagebuch zusammengefasst:
Stopp 1: Regensburg
Tag 1 unserer Reise mit der Kolpingjugend DV Aachen nach Rumänien mit einem ersten Halt in Regensburg. Nach 10 Stunden haben wir endlich den Süden Deutschlands erreicht, wo wir mit Bene von der Kolpingjugend DV Regensburg ein wenig die Altstadt erkunden konnten. Zünftige Küche und lokales Bier durften natürlich nicht fehlen.
Stopp 2: Timisoara
Nach weiteren 12 Stunden Fahrt kamen wir mit der der Kolpingjugend DV Aachen endlich in Rumänien an. Für die nächsten Tage wird das neu erbaute Gesellenhaus Calefor Kolping Timisoara unser Zuhause sein. Als zweitgrößte Stadt Rumäniens besticht Timisoara in diesem Jahr als Kulturhauptstadt Europas 2023 mit einem breiten Angebot an kulturellen und musikalischen Events. Vor allem abseits der Touristenströme bieten die unzähligen Seitenstraßen mit einer Vielzahl an kleinen Bistros, Cafés und Bars, in denen vorwiegend junge Menschen zu finden sind, eine besondere Atmosphäre.
Stopp 3: Rusca Montană
Berge, Natur und rumänische Gastfreundschaft beschreiben unseren Aufenthalt in Rusca Montana, zu Deutsch Russberg, sehr passend. Versteckt zwischen ausgedehnten Wäldern und hohen Bergen, liegt die Casa Kolping mitten am Hang. Mit wenigen Mitteln und viel Herzblut hat Kolping Rumänien hier ein kleines Idyll geschaffen, um Jugendlichen aus den Städten aber auch Familien das Leben mit und in der Natur näher zu bringen.
In einem Workcamp sollte mit unserer Hilfe nun ein neues Projekt im Ort entstehen, eine Art Campingplatz für Kolpingsfamilien. Doch um Neues zu schaffen, muss Altes weichen. So unterstützten wir tatkräftig beim Abriss von alten Bauernhäusern. Nach der schweißtreibenden Arbeit bei heißen Temperaturen lockte zur Belohnung ein Bad im kühlen Flusslauf und die gute rumänische Hausmannskost.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes ging es für uns noch auf eine ausgedehnte Wanderung auf einer der vielen Wanderrouten der Casa Kolping, bei der wir nicht nur die Routenzeichen erneuerten, sondern auch Wien Vielzahl an Waldpilzen für das Abendessen sammeln konnten.
Stopp 4: Sibiu
Den nächsten Stopp unserer Reise bildete Sibiu, zu Deutsch Hermannstadt, früher auch die „Haupt- und Hermannstadt“ der Siebenbürger Sachsen genannt, welche zu den Füßen der Karpaten liegt.
Im Jahr 2007 war Sibiu Kulturhauptstadt Europas. In diesem Zusammenhang wurde vor allem die Altstadt umfangreich renoviert. Durch seinen Aufbau mit Ober- und Unterstadt, eine Vielzahl an intakten Wehranlagen und malerische Plätze versprüht Sibiu bis heute viel mittelalterlichen Charme. Schon Kurt Tucholsky meinte: «Hermannstadt ist entzückend, bestes, altes, gutes Deutschland. Winklige Gassen, eine wundervolle Bevölkerung, sehr gutes Essen, nicht zu vergessen.
Ein besonderes Highlight liegt versteckt hinter der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Maria an der Grenze zur Unterstadt. Hier befindet sich in einem kleinen, unscheinbaren Häuschen ein Gesellenhaus, zu Rumänisch Casa Calfelor, das auch aktuell von Wandergesellen bewohnt wird.
Stopp 5: Brașov
Weiter ging es für uns ins Herz von Rumänien, genauer gesagt nach Brașov, zu Deutsch Kronstadt.
Um die geheimnisvolle und wunderschöne Welt der Karpaten zu entdecken, machten wir zunächst Halt in dieser Großstadt in Siebenbürgen. Brasov überraschte uns mit seiner harmonischen Mischung aus traditionellem Charme und modernem Stadtleben. Von hier aus konnten wir in Tagesetappen die Sehenswürdigkeiten der Region entdecken, die auch unter dem Namen Transsilvanien bekannt ist. Für viele ist dies heute immer noch ein Synonym für Graf Dracula und unheimliche Geschichten. So konnten wir während einer Stadtführung einiges über Vlad III. Drăculea erfahren, der als Vorlage für Bram Stokers Dracula diente, und das Märchenschloß Peles besuchen, welches nur 60 Minuten von Brasov entfernt liegt.
Aber auch die Altstadt von Brasov lud uns immer wieder zum Verweilen ein. Dank guter Pflege merkte man ihr das hohe Alter auch fast gar nicht an. So begeisterten uns die spätmittelalterlichen Bürgerhäuser mit ihrer ungewohnten Farbenvielfalt auf der einen Seite und eine Vielzahl an Restaurants, Kneipen und Geschäfte entlang der großzügigen mit Pflasterstein gebauten Fußgängerzone auf der anderen Seite. Auch wenn die Globalisierung auch hier nicht Halt gemacht hat, stören die Filialen internationaler Anbieter nicht das Gesamterscheinungsbild der Altstadt.
Die Einwohner Brasovs sind stolz auf ihre Stadt, was man auch gerne zeigt. Am Rande der Altstadt liegt der Hausberg Tampa, zu Deutsch Kapellenberg. Von unserem Kolpinghotel am Fuße des Berges gelangten wir auf einem Wanderweg in Kürze den Gipfel auf 960m. Dort belohnten uns nicht nur ein wundervoller Blick über die Stadt, sondern überstrahlten uns auch die großen, weißen Buchstaben mit dem Stadtnamen. Ein Hauch von Hollywood mitten in Rumänien!
Stopp 6: Hâmann und Prejmer
Um unseren Reiseweg in Richtung Oituz etwas interessanter zu gestalten, nutzen wir die Gelegenheit uns die siebebürgischen Kirchenburgen in Hâmann, zu Deutsch Honigberg, und Prejmer, zu Deutsch Tartlau, anzuschauen.
Zum Schutze der ungarischen Krone wurden dort von den ungarischen Königen ab Mitte des 12. Jahrhunderts gezielt Deutschstämmige, später «Siebenbürger Sachsen» genannt, angesiedelt.
Sie sollten das Land weiter erschließen und gegen feindliche Angriffe aus dem Südosten abschirmen. Im Gegenzug erhielten sie zahlreiche Privilegien. Der Mongolensturm von 1241/42 und die Türkeneinfälle ab 1395 zwangen die Einwohner der sächsischen Orte Verteidigungsanlagen zu errichten. So entstanden die befestigten Städte und die dörflichen Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen.
Diese Burgen gehören zu den bekanntesten Denkmälern der Siebenbürger Sachsen. Die am heutigen Bestand noch nachvollziehbare Strategie der dörflichen Befestigung durch Wehrkirchen ist in Europa ganz und gar einzigartig. Es bieten sich wertvolle Informationen über den Wehrkirchenbau, die Methodik ihrer Befestigung und die einstigen Verteidigungsvorrichtungen.
Zwar gibt es auch anderenorts Wehrkirchen und Kirchenburgen, sie sind aber nirgends in der Welt so zahlreich und mit solcher Konsequenz zu einem geschlossenen Verteidigungssystem ausgebaut wie in Siebenbürgen. Mit dem Auszug der deutschen Minderheit aus Rumänien im Zuge des 2. Weltkrieges blieben die Kulturgüter der einzelnen Gemeinden zurück. Schon sehr bald wurden ungesicherte Kirchen Opfer von Diebstählen und Vandalismus und so einige der Kunstschätze gingen verloren. Gegen den Verfall und das Verschwinden der Kirchenburgen setzen sich sowohl die Stiftung Kirchenburgen, die evangelische Kirche, ehrenamtliche Helfer als auch die UNESCO ein.
Stopp 7: Oituz
Der vorletzte Halt unserer Rumänienreise führte uns in die Region Moldau. Hier entstand 2016 mithilfe von Spenden das Bildungszentrum Oituz. Dieses ist ein durch den Zentralverband der Kolpingsfamilien in Rumänien (KOR) durchgeführtes Projekt zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Familien, speziell zugunsten der Kinder, deren Eltern auf Arbeitssuche im Ausland weilen.
Im Bildungshaus gibt es außer den modernen Unterrichtssälen, der Küche und anderen Nutzräumen auch Übernachtungsmöglichkeiten und Räume für Bilungsveranstaltungen für Jugendliche und Freiwillige aus Oituz und Umgebung.
Während der großen Ferien bietet das Bildungszentrum ausserdem eine sogenannte Summerschool an, bei der knapp 100 Kindern ein buntes Programm aus Spielen, Ausflügen und Events geboten wird. In unserer Zeit unterstützten wir die Freiwilligen bei ihrer Arbeit mit den Kindern, brachten neue Spieleideen und Tänze aus dem DV Aachen mit und knüpften neue Freundschaften. Highlight bildete ein Colourdance, bei dem den Kindern mit Holifarben und Tanzchoreografien ein besonderes Erlebnis geboten werden konnte.
Stopp 8: Ploscuțeni
Für die letzte Station unserer Reise fuhren wir weit in den Osten von Rumänien in die Region Moldau. Hier wird ein Haus der Asociatia Kolping Romania für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen betrieben.
Im Zuge der Zusammenarbeit folgten wir der Einladung der Freiwilligen des Bildungszentrums Oituz, unseren letzten Abend dort ausklingen zu lassen. Abseits der Arbeit bestand so noch einmal die Möglichkeit zu einem intensiveren Austausch, für gemeinsame Spiele und eine Übernachtung unter den Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Regionalsekretär Corneliu und den Leitern Vlăduț und Paula für diese wundervolle Gelegenheit!